Literarisches

Kahnert liest:… Philip Kohlhöfer – Grillsaison: Meine Reise durch die Heimat

Ok, ich geb’s zu. Ich hab‘ das Buch weder gekauft, weil mir der Titel gefällt, noch weil mich der Inhalt interessiert. Ich hab’s aus sozialer Intention gekauft. Ich kauf‘ alles, was Leute die ich kenne veröffentlicht haben. Also auch Philipps Buch.
Warum? Na ja, zum einen weiß ich, dass ich 8,95 € bezahle und der Autor davon ‚was bekommt. Wenn’s nur 50 Cents sind, kann er sich wenigstens wieder Klopapier kaufen.
Zum anderen bin ich neugierig, ob was drin steht, dass ich kenne.
Und das hat Philipp geschafft!

Es gibt sehr wenige Bücher bei denen ich mich selber erwische wie ich nicke, dümmlich grinse oder in leises, zustimmendes Lachen ausbreche. Sir Terry Pratchett schafft dies und auch Philipp Kohlhöfer.
O.k. etwas überzogen der Vergleich… Ich kenn‘ Pterry nicht persönlich….

Aber nun zum Buch. Weder der Titel noch das Cover laden unbedingt dazu ein, dieses Buch zu kaufen. Laut Klappentext suche Kohlhöfer das „Deutschlandgefühl“. Ein sinnloses Unterfangen, wie ich finde. Was man finden kann ist sein Hessisches Lebensgefühl und wie so jemand die Welt sieht oder sehen kann. Ich fühlte zumindest sehr oft mit ihm.

Das Buch ist im Softcover gebunden und auf 281 Seiten verteilt. Es ist in drei grobe Teile geteilt, die einen netten Aufhänger bilden aber meines Erachtens nicht nötig wären. Es ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die sich sehr schön „häppscherweiss“ lesen lässt. Ähnlich wie „Britannica und ich“ von A.J. Jacobs.

Kohlhöfer erzählt Episoden aus seinem Leben. Sie sind sehr realistisch geschrieben sind und lassen den Leser glauben, dass sie ihm wirklich wiederfuhren. Da ich Philipp und seine Familie kennenlernen durfte kann ich mir vorstellen, dass vieles wirklich geschah. Ob es wirklich so ist, sei dem geneigten Leser überlassen.

Bereits im ersten Kapitel entführt er die Leserin und den Leser in seine Kindheit und in eine Mittelhessische Kleinstadt die er, sehr Britisch im Understatement als „Dorf“ bezeichnet. (Hey, ich komm‘ wirklich aus einem Dorf, dass zur Gemeinde dieser Stadt gehört! Dorf ist anders!) Die in diesem Kapitel beschriebene Gaststätte kenne ich und ich habe mich sofort in meine Vergangenheit entführt gefühlt. Dies schafft er in einigen Kapiteln. Der See, die Grundschule, das Schwimmbad, der Diskoabend, die Schule, usw., alles Geschichten, die jeder kennt, der aus dieser Eche Deutschlands kommt.

Kohlhöfer schreibt realistisch. Wie er in dem Kaptitel „Auto“ selbst schreibt: „Der Kohlhöfer ist authentisch!“ Ok, da ist es Eddie Vedder, aber in dem „Club“ (so nennt man das ja heute war ich auch. Das gab’s Jack Daniels für nen Euro!) Die Story über seinen Bruder auf Malle mit Frau „Ein-bisschen-Frieden“ glaub‘ ich sofort. (Sorry, Kolo.) Und den Mickey-Pullover möchte ich endlich sehen.

Alles in allem ein lesenswertes Buch. O.k. kein Highlight der deutschen Lyrik, wenn man es auf die Sprach- und Dichtkunst bezieht. Aber wenn man aus einer ländlichen Region kommt in ein anders Bundesland und dort in eine Großstadt zieht, dann kann man Kohlhöfers Geschichten nachvollziehen und ist „mitten drin statt nur dabei“.